Der erste Flug des Heisenbärs

Der Beginn …

Meine Geschichte begann an diesem einen Tag. Als man mich endlich aus dem Karton auspackte und ich das Licht der Welt erblickte. Dort stand er und holte mich aus diesem stickigen Karton. Herr Hill. Ich lächelte ihn an. Endlich jemand, der mich brauchte! Meine Mission? Die Weltherrschaft an mich reißen!    

Nein, kleiner Scherz. Aber warum er mich rausholte, wusste ich nicht. Er trug mich in einen anderen Raum und an den Türen und Gängen erkannte ich, dass dies eine Schule sein musste. Wir gingen durch eine schwere orangenfarbene Tür und Herr Hill setzte mich auf einem der vielen Tische ab, die in dem Raum standen.

Er verließ wieder den Raum und die Tür knallte laut zu. Hier waren sehr viele Schränke mit vielen komischen Geräten, die ich nicht kannte. Der Raum war stickig und dunkel und groß. Ich musste mir die Zeit vertreiben.  Also kletterte ich den Tisch runter und ging im Raum herum. Er war sehr hoch. Kurz darauf kletterte ich in einen Schrank und suchte mir ein freies Fach, in dem ich mich ein bisschen einrichtete. Nach einer Stunde, in der ich mich in diesem Fach versteckte, aber nichts passierte, stieg ich auf ein Regal, um den Überblick über den ganzen Raum zu haben.

Da merkte ich, wie groß der Raum war. Mit vielen orangefarbigen Türen mit Nummern, wie H014, drauf. Ich sah außerdem Fenster in der Decke. Durch die Fenster erkannte ich, dass es Morgen sein musste. Es standen unzählige Tische mit den verschiedensten Geräten in dem Raum. Dieser Raum war eine Art Ablage für schulische Utensilien. Eine Art Sammlung.

Ein Quietschen ertönte in meinen Ohren. Ich drehte mich in alle Richtungen und sah eine Tür langsam aufgehen. Ich entdeckte eine Fußspitze und hörte Stimmengewirr von draußen. Da unterhielt sich jemand mit jemandem vor der Tür. Ich hatte genug Zeit, runter zu klettern, mein Versteck zu suchen und dort reinzugehen. Kurz darauf kam die Person. Ich spähte aus meinem Versteck und sah einen Lehrer reinkommen. Es war nicht Herr Hill. Der Lehrer holte einen Wagen mit Geräten drauf und schob ihn aus der Tür. Es war wieder still. Das dunkle Fach machte mich müde und nach kurzer Zeit döste ich weg.

„Ja, den Bären habe ich dort auf den Tisch gelegt. Ich bin mir sehr sicher. Der Karton steht auch noch dort.” Ich schlug meine Augenlieder auf und die Dunkelheit umfasste mich.

„Dort liegt aber nichts!“

Sie redeten über mich! Verdammt. Sie wissen doch nicht, dass ich lebendig bin. Ich kann es ihnen ja sagen. Sprechen kann ich ja. Naja, dann kippen die wahrscheinlich um. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass ein PLÜSCHBÄR zu dir LÄUFT und mit dir REDET. Also war das schon mal keine Option. Mich auf den Boden legen, sobald sie weg sind, wäre eine andere Möglichkeit. Die Tür hat mich vorhin tief unter den Tisch gefegt! Macht das Sinn? Probieren kann man es ja.

Ich wartete ab, bis sie gegangen sind und schlich mich aus meinem Versteck. Nach ein paar Minuten fand ich ein gutes Versteck unter dem Tisch, dass man mit großer Sicherheit übersah. Da blieb ich also für zwei Stunden liegen. Und wieder schlief ich ein.

„Aber da ist doch der Bär!“

„Er muss runtergefallen sein, als ich die Tür zugemacht habe. Der Durchzug muss es gewesen sein.“

Die Stimmen weckten mich.

„Dann ist ja alles gut. Ich dachte schon, er wäre weggelaufen.“ Sie lachten. Wenn sie bloß wüssten…

Ich wurde aufgehoben und auf einen Tisch gelegt. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Rumliegen und Nichtstun. Sonst würde es noch verdächtiger werden. Es wurde immer dunkler und schon bald war kein Mucks mehr in der Schule zu hören. Das war der Moment, in dem ich aufstand und los ging. Schließlich war niemand da. Die Stelle, an der ich lag, merkte ich mir sehr gut und ging los.

Der Raum war groß, also konnte ich die ganze Nacht damit verbringen, ihn zu erkunden. Doch schnell begriff ich, dass ich allein die Türen nicht aufmachen konnte. Eine einzige Tür war im Vergleich zu mir ein Monstrum. Außerdem kam ich nicht an den Henkel dran.

Das hielt mich aber nicht auf, weiter zu wandern. Ich ging von Tisch zu Tisch und kletterte auf jeden einmal drauf. Überall lagen irgendwelche Kabel, Computer standen auf den Tischen, Stühle waren an die Tische geschoben. Die boten mir eine Möglichkeit, auf die Tische zu klettern. Ich entdeckte die verschiedensten Geräte, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Die sahen aber alle sehr kompliziert aus. Irgendwelche Ziffern und Buchstaben standen auf ihnen drauf. Zeiger und Rädchen und Stecker. Alles sehr kompliziert. Ich kletterte weiter.

Da war ein Schädel. Und jetzt Knochen. Ein Gespenst? Nein, er stand auf einem Ständer. Der sah aber gruselig aus. Und groß. Sehr groß. Warum stand hier sowas? War das das Schulgespenst? Ich entdeckte einen kleinen Zettel, der an der Plattform des Knochengestells war. „Hugo”. Interessanter Name für ein Schulgespenst.

Hier waren jedenfalls viele Bücher. “Biologie”. Ah ja. Bio war nicht so meins. Hier war wohl eine andere Abteilung, als die, aus der ich gekommen bin. Hier kamen jetzt die ganzen Utensilien für den Unterricht in Bio. Auch wenn es sehr dunkel war und jeder andere normale Mensch hier nichts erkennen würde, hatte ich spezielle Augen. Ich konnte besonders gut im Dunkeln sehen, genau wie am helllichten Tag. Aus diesem Grund konnte ich auch die ganzen Ziffern und Buchstaben auf diesen Messgeräten erkennen. Ich vermutete, dass das Messgeräte waren, aber ich konnte mich auch irren. Wie auch immer.

Ich wanderte weiter und weiter, bis ich den gesamten Raum gesehen hatte, auf jeden Tisch draufgeklettert war und alles erkundet hatte. Manche Geräte hatte ich auch ausprobiert, weshalb ich nicht versichern konnte, dass sie noch funktionieren.

Es musste schon früher Morgen sein, als ich endlich an den Platz zurückkehrte, wo man mich hingelegt hatte. Wenn man nur so groß war wie ein Schuh, war es ein bisschen schwer, in einer Stunde den kompletten Raum zu erkunden. Ich legte mich an genau diese Stelle und schlief ein.

Der nächste Tag

„Es wäre toll, wenn ihr beiden für ihn so etwas wie eine Halterung macht, damit er auch mitfliegen kann.” „Okay, das können wir machen.”

Ich schlug meine Augen auf. Es musste schon Nachmittag sein. Ich war woanders. Da war Herr Hill, der gerade wegging. Und da waren zwei Mädchen, die mich anschauten. Mitfliegen? Wo? Was ist passiert?

„Ich habe eine Idee, wie man das wie so eine “Fallschirmhalterung” oder so machen könnte.” Beide Mädchen fingen an, einen roten Faden abzuschneiden und ihn zu binden. Sollte das eine “Fallschirmhalterung” für mich sein?

Naja, machen konnte ich ja nichts also lag ich da und wartete. Und wartete. Und schlief anscheinend auch ein paar Minuten. Und wieder wachte ich auf diesem Tisch auf. Jetzt hatte ich dieses Fallschirm Ding an. Aber passen tat es. Ich wurde jetzt von einem Jungen hochgenommen und irgendwo hingetragen. So ein Service! Letztendlich wurde ich auf die Fensterbank gesetzt. Dadurch konnte ich den ganzen Raum sehen! Es schauten mich grad viele Leute an. Viele Jungs.

Dieser Raum hier war jedenfalls kleiner als der andere. Ich spürte Wärme auf meinem Rücken. Die Nachmittagssonne strahlte. Der Raum wurde erhellt. Ich machte es mir gemütlich und schaute mir alles an. Definitiv bereiteten sie irgendwas vor. Überall lagen Sachen herum. Ein paar erkannte ich auch aus dem großen Raum wieder! Eine Styroporbox zum Beispiel. Oder verschiedene kleine Geräte, die sie GPS-Tracker nannten und irgendein Strato Ding. Einen großen Bildschirm gab es auch. Aber dort waren Jungs zu sehen, die gerade noch in diesem Raum waren! Ich schnappte die Worte “Livestream” und “Test” auf. Anscheinend testeten sie, ob der Livestream über “Twitch” funktioniert. Noch ein Wort, was ich aufgriff.

Es gab so viele Vorbereitungen in diesem Raum, dass ich langsam nicht mehr mitkam. Ständig sagten sie was von “Stratosphärenballon” und “Stratosphärenflug” und “Heisenbär”. Ich überlegte, dass sie damit wohl mich meinten. Wer sonst war hier ein Bär?

Irgendwann waren auch die Vorbereitungen im Raum zu Ende. Zum Schluss hörte ich noch, wie er den nächsten Termin für die “Astro-AG” nannte. Das war das hier also. Ein Schulprojekt. Bei dem ich mit dabei sein durfte!

Dennoch waren all diese Vorbereitungen verwirrend für mich. Ich habe nichts verstanden, aber die anderen wussten ja, was zu tun ist.

Nach und nach räumten alle auf und verließen den Raum. Jeder verabschiedete sich. Dann blieb noch ich zurück. Ich wurde in den Raum nebenan getragen. Und Überraschung! Es war derselbe Raum meiner ersten Nacht hier. Naja. Die “Fallschirmhalterung” wurde mir davor noch abgemacht, weil ich anscheinend noch zu einem anderen Mädchen nach Hause gehe, damit ich noch die letzten Vorbereitungen bekomme. Ich bekomme das WHG-Logo auf meine Brust und ein Stirnband. Eine Art “Tuch” hatte ich schon um den Hals, wo die Sponsoren draufstehen. Auf das Stirnband kommt ein neuer Sponsor drauf.

Erschöpft von diesem Tag fielen mir sofort die Augen zu und ich fiel in einen tiefen Schlaf.

Die letzten Vorbereitungen …

Ein paar Tage später wurde ich in dem anderen Raum an ein anderes Mädchen übergeben. Ich solle zu ihr nach Hause mitkommen. Ich wurde in ihre Hände übergeben und sie packte mich vorsichtig in ihren Rucksack. Der Reißverschluss wurde zugezogen. Es wurde stockdunkel. Naja, wir wollen ja nicht gleich übertreiben: durch den Reißverschluss fiel noch Licht rein.

„Alles klar, tschüss!” Das musste die Stimme des Mädchens sein! Wie es schien, ging sie jetzt nach Hause. Wir, besser gesagt. Ich spürte es deutlich, als wir auf den Treppen waren. Der Rucksack wippte ein bisschen. Nachdem wir durch Türen und Gänge gegangen waren, kam eine weitere Treppe. Dann wurde die Tür aufgemacht. Selbst hier drinnen spürte ich die frische Luft. Es war kühl. Aber endlich war ich wieder an der frischen Luft nach so einer langen Zeit.

Es war ein langer Weg nach Hause. Zuerst standen wir lange an der Bushaltestelle. Dann fuhren wir lange mit dem Bus. Dann mussten wir noch gehen. Bis wir endlich ankamen und der Rucksack mitsamt mir abgestellt wurde. Durch den Stoff des Rucksacks konnte ich leise Stimmen hören. Sie mussten aus einem anderen Raum kommen. „Ich esse erstmal was!” Das war die Stimme des Mädchens. Ungefähr zwanzig Minuten später wurde der Rucksack eine Treppe hochgetragen und er wurde aufgerissen. Ich wurde rausgenommen und auf einen Tisch gelegt. Dann ging sie raus und kam mit Nähutensilien zurück. Ich glaube, sie wollte sofort beginnen. Sorgfältig holte sie ein Blatt Papier raus, auf dem etwas gezeichnet war. In Blau und anderen Farben.

Zeichnung und Entwurf: Anna T.

Sie begann, von einem Stück Stoff einen schmalen Streifen auszuschneiden und schrieb “Lanxess” drauf. Ein weiterer Sponsor. Der andere Sponsor war “Niesen”. Da begann doch glatt meine kleine Nase zu kribbeln.

Als sie mit dem Stirnband fertig war, stickte sie mir “WHG” mit einem blauen Faden auf die Brust, was gar nicht weh tat.

Nach zwei Stunden war ich fertig. Das blaue WHG-Logo war fertig, das Stirnband war fertig und um meinen Kopf gewickelt. Sie ließ mich vorab auf dem Tisch sitzen, später aber packte sie mich in ihren Rucksack. Es ging anscheinend wieder zur Schule.

Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Ich versuchte, mich zu bewegen, doch es gelang mir nicht.  

Nach einer großen Portion Langeweile, in der mir die verrücktesten Ideen kamen, waren wir endlich in der Schule. Und da wurde ich auch schon wieder an Herr Hill abgegeben! Das war bis jetzt ja ziemlich turbulent. Ich kehrte wieder auf meinen Platz zurück und blieb dort für ein paar Tage.

Der Stratosphärenballonflug …

Endlich war der große Tag gekommen, wo ich eine wichtige Rolle spielen würde. Ich würde mit dem Ballon ins Weltall fliegen! Okay, vielleicht übertreibe ich ein bisschen. In die Stratosphäre würde ich fliegen. Aber das ist genauso spannend!

Der Tag begann früh für mich. Ich wurde von meinem Platz abgeholt, mitgenommen und nach draußen auf einen Tisch getragen. Hier waren anscheinend schon viele fleißig gewesen. Ich atmete die frische Luft tief ein. Der Schulhof war riesig! Ich würde ja Tage brauchen, um den abzuklappern!

Erstmal passierte gar nichts. Ich beobachtete die Schüler, wie sie alles vorbereiteten: die Technik, den Ballon. Nach einer Zeit kamen die restlichen Helfer dazu. Nach und nach kamen immer mehr Kinder aus dem Gebäude, um zuzuschauen. Es war bestimmt die ganze Schule da und viele Eltern! Ich sah auch Fotografen. Ich kam bestimmt auf das Titelblatt! Ich musste nur lächeln.

Die Schüler aus der Astro-AG nahmen ihre Plätze ein. Ein paar beschäftigten sich mit dem Ballon, ein paar mit der Gasflasche für das Helium. Weiter rechts waren weitere Tische mit der ganzen Technik für den Livestream aufgebaut, der auch endlich funktionierte. Es gab Mikrofone… Ob ich auch interviewt werden würde?

An weiteren Tischen waren die Jungs mit der Technik des Stratosphärenballons beschäftigt. Ich konnte auch die Styroporbox sehen. Die Kameras da drinnen wurden nacheinander eingeschaltet. Aber die beste Kamera war die, auf der ich zu sehen sein werde!

Schüler liefen herum, nahmen mit ihren Handys Videos auf und laute Musik dröhnte aus den Boxen.

Der Ballon wurde aufgefüllt und mich nahmen sie mit. Sie befestigten mich in der “Halterung” und hängten mich über die Styroporbox. Ich wurde so befestigt, dass ich in die Kamera schaute. Ich winkte in die Kamera rein. Man, war das aufregend!

Gerade wurden Schüler und Lehrer interviewt. Sie erzählten, wie alles aufgebaut wurde, wie alles abläuft und ihre Aufgaben heute. Die Interviews waren interessant und es machte Spaß, ihnen zuzuhören. Kameraleute gingen rum und machten Fotos, Leute von der Zeitung gingen rum und sammelten Informationen zu den Personen, die auf den Fotos waren. Überall passierte etwas. Jeder machte etwas anderes.

Jemand schaute nach der Heliumflasche, während wiederrum die anderen den Ballon auffüllten und jemand auf dem Tisch stand. Jemand anderes kümmerte sich noch um die Box und vergewisserte sich, dass ich auch sicher befestigt war. Wieder spielte Musik. Es lief ein Lehrer herum, der sich mit der Technik befasste. Und ich würde gleich fliegen! “Der Heisenbär im Weltall”, das wäre eine super Schlagzeile.

Der Ballon war nach meinem letzten Stand schon viel größer geworden. Gerade wurden die Flaschen mit dem Helium ausgetauscht. Ich glaubte, am Ende des Tages würde ich viel weiser sein. Ja, auf jeden Fall. So viel in einem Tag hatte ich noch nie in meinem Leben erlebt! Ich bin wirklich froh, dass ich mitfliegen kann und nicht ein Plüschkrokodil. “Heisenkrokodil”. Der Name würde aber so gar nicht passen.

Plötzlich fiel ich vom Tisch. Und hing an dem Faden über dem Boden. Jemand muss mich mit der Hand erwischt haben. Okay, vielleicht habe ich ein bisschen Höhenangst. Aber nur, wenn ich über Kopf hänge! Endlich zog mich jemand hoch. Wurde aber auch Zeit.

Die letzten Vorbereitungen für den Flug wurden getroffen und der Ballon mit der Schnur an die Box und den Fallschirm befestigt. Langsam wurde ich aufgeregt. Sehr aufgeregt. Immerhin fliege ich gleich. Und der Ballon über mir ist sicherlich nicht leicht.

Und ehe ich mich versah, wurde auch schon der Countdown runtergezählt.

10!

9!

8!

7!

6!

5!

4!

3!

2!

1!

Und die Schnur wurde losgelassen.

Ich flog in das Weltall! Das ging mir jetzt doch zu schnell. Warum flog der Ballon so schnell?!

Ich sah, wie sich jeder über den gelungenen Start des Fluges freute und sich umarmte. Ich winkte der ganzen Schule zu und sah sie kleiner werden.

Bald verlor ich sie aus dem Blickfeld. Eine Zeit lang konnte ich noch die Musik hören. Aber hier oben, wo es windig war, verstummte es schnell. Ich fokussierte mich auf die umliegende Gegend. Alles war so klein, ich konnte die ganze Stadt überblicken! Wenn nicht sogar noch mehr. Ich sah Flüsse, Wälder, fahrende Autos, blinkende Lichter. Alles war bunt und aufregend. Und das Gefühl, in der Luft zu sein, war atemberaubend. Es fühlte sich wie Schwerelosigkeit an! Zumindest stelle ich mir das so vor. Nicht mehr lange und ich sah den Kölner Dom.

Ein Windstoß brachte die Box und alles andere zum Wackeln und ich drehte mich mehrmals im Kreis.

“Mann, macht das Spaß!“ Das war der Moment, an dem ich endlich los rufen konnte. Wir stiegen immer schneller und schneller nach oben und da flogen wir auch schon durch die erste Wolke.

Meine Zähne klapperten. Es verging einige Zeit, in der der Himmel sich verdunkelte. Also hier oben war es doch ganz schön kalt, musste ich sagen. Die erste Wolkendecke ließen wir hinter uns. Weiter oben kam nämlich schon eine andere. Ich kniff wieder die Augen zu. Durch Wolken zu fliegen war zwar toll, aber nicht für meine Augen.

Ich riss die Augen auf. Der Himmel war schwarz, und die Erde hatte einen lustigen blauen Rand. Wir hatten die Stratosphäre erreicht. Ich musste wohl wieder eingenickt sein. Ich hatte das Gefühl, die ganze Erde überblicken zu können. In der Ferne sah ich ein paar Flugzeuge! Aber sie befanden sich unter mir. Hier oben drehten wir uns vielmehr. Wie auf einem Karussell.

Eine lange Zeit kreiste ich dort oben und hatte den Spaß meines Lebens. Schließlich war ich der erste Bär im Weltall! Doch der hatte auch sein Ende. Ich hörte den Ballon laut explodieren und wir fingen an, zu fallen. Es ging ziemlich schnell nach unten! Vielleicht sogar mit 10.000 km/h! Vielleicht waren es aber auch nur 250. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, mein ganzer Pelz flog weg.

Nach einer Weile öffnete sich der rote Fallschirm und bremste unseren Sturzflug langsam. Die Schwerkraft zog uns wieder zur Erde zurück und bald würden wir landen. Auf fremdem Land. Vielleicht in New York? Oder doch in NRW? Am liebsten direkt in irgendeinem Bett. Ich ließ mich überraschen.

Wir rauschten durch die Wolken und schon bald konnte ich die Welt unter mir besser sehen. Ich merkte sofort, dass es nicht die Umgebung von Leverkusen war. Aber auch nicht New York. Ich wurde neugierig und wollte wissen, wo wir landen würden.

Aber das würde nicht lange dauern, denn wir flogen schon über die Stadt. Im Moment streiften wir beinahe ein Hochhaus und wurden dann rüber zu einem Wald geschoben. Der Stratosphärenballon sank immer schneller und dann krachte es. Der eine Flügel der Box war bis zur Hälfte abgebrochen und in den Baum gefallen. Mit viel Krach stürzten wir in den Baum und landeten an der Straße im Wald. Dieses Erlebnis war ja richtig cool gewesen! Ich würde das gerne nochmal machen.

Ich genoss die Stille, die im Wald herrschte. Dann hielt ein Auto an der Straße und Herr Hill stieg aus! Er und ein paar Schüler mit einem weiteren Lehrer kamen schnell auf mich zu. Sie riefen sich Dinge zu und ich war froh, sie wiederzusehen. Dann wurde ich mitgenommen und es wurden Fotos gemacht. Ich gab mein Bestes, um nach dieser langen Reise auf den Fotos gut auszusehen.

Als alles im Auto verstaut war, traten wir die Heimreise an. Im Auto dachte ich noch lange über diesen Flug nach und wie toll und atemberaubend das Ganze war. Es war das beste Erlebnis meines Lebens und ich würde gerne nochmal bei einem Stratosphärenflug beim WHG dabei sein. Schließlich bin ich ja jetzt auch Profi!

Ende

von Anneke und Michelle

Fotos: Frank Hübner, Dominik Knoll, Henning Meyer und Frank Hill

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